Depression
Vieles was auf diesen Seiten zur Entstehung von Angst gesagt wird, trifft auch auf das Erscheinungsbild der Depression zu.
Wobei Angst (nicht die Angst – Störung) an sich eine natürliche Erscheinungsform des Lebens ist und nur ihre Aufrechterhaltung durch innere oder (seltene) äußere Prozesse problematisch ist. Im Grunde findet bei der Angst aber Aktion (psychisch, physisch oder energetisch) statt um den Stress erfolgreich zu bekämpfen. Eine Angst – Reaktion impliziert also Hoffnung.Die Diagnose Depression beschreibt dagegen Zustände, in denen sich anscheinend keine Hoffnung mehr findet, sich „nichts“ mehr bewegt.Im Grunde ist sie eine Fehlanpassung, bedingt durch die sogenannte „Stressreaktion“ also jene biologische Mechanismen, die in Gang gesetzt werden, wenn ein Organismus bedroht wird, oder sich bedroht fühlt. Sie sorgte ursprünglich dafür, lebensbedrohliche Situationen mit geeigneten Mitteln, wie Flucht oder Kampf, zu überstehen.
Schwierig wird es dann, wenn keine Hoffnung besteht, die Situation in angemessener Zeit zu „bereinigen“ oder wenn die „Batterien“ der biologischen Energie schon erschöpft sind.
Im Zuge der „normalen Stressreaktion“ versuchen wir die Beunruhigung unseres „Alltags“ durch geeignete Antworten auf die störenden Reize wieder unter Kontrolle zu bekommen und diese Erfahrungen unserem inneren „Schatz“ an Reaktionsmöglichkeiten hinzuzufügen. Wenn das gelingt, haben wir etwas gelernt. Wenn nicht, brauchen wir Hilfe. Haben wir die auch nicht und finden somit keine Möglichkeit unsere aktivierte „Energie“ zu richten und auszubalancieren, dann entwickelt sich der ganze Prozess zu einer „Störung“. Wenn das zentrale Thema dieser Störung Hoffnungslosigkeit oder Kraftlosigkeit ist, wenn wir also „gelernt“ haben nicht an Stärkung zu glauben, nennt man diese Störung eben „Depression.“Dieses fehlgeleitete Lernen beginnt an der Basis unseres Lebens und findet seine Fortsetzung in vielen kleinen und größeren „toxischen“ Interaktionen in denen die Überzeugung vertieft wird, daß aus eigener Kraft „nichts geht“ und Unterstützung nicht zu haben ist. Wie auch durch die Neurobiologie beschrieben, lernen wir immer anknüpfend an jene Erfahrungen hinzu, die wir bereits gemacht haben und bekommen somit mit jedem „in dieselbe Kerbe schlagenden“ Erlebnis, eine gewisse „Richtung“ der Entwicklung. Es entsteht anhand dieser „Kerbe“ eine charakteristische „Art des Seins“, eine bestimmtes Bild, eine Anschauung, wie wir die Dinge erleben, unser eigenes unbewusstes und bewusstes Weltbild. Ident dazu entsteht aufgrund unseres körperlichen Ausdruckes auch eine charakteristische Haltung, die sich natürlich entlang der Muskelspannung und des Gewebeaufbaus orientiert.Ein solcher depressiver Körperausdruck kann dann etwas so aussehen:
- Zusammengepresste Lippen oder zusammengebissene Zähne
- Eingesunkener Oberkörper, hängender Kopf.
- Um hier das statische Gleichgewicht zu halten, schiebt sich das Becken nach vorne.
- Die Schulern hängen ohne Kraft, die Arme sind schwer.
- etc…
Dieser Körperausdruck ist die Verkörperung des Gefühls von Sinnlosigkeit,
Aussichtslosigkeit und Verzweiflung und dieser Ausdruck bedingt seinerseits wieder einen Nährboden für eben jene Gefühle und inneren Haltungen.
Diese inneren Haltungen ergeben in Summe ein Muster des Körperausdruckes, das praktisch „chronisch“ wird.
Da unser „Mensch – Sein“ uns auch recht ähnliche Erlebnisse beschert und ja auch in zeitliche und kulturelle Moden und Strömungen eingebettet ist, ist es natürlich auch so, dass diese oft sehr spezifischen Ausformungen der „Kerbe“ eben auch viele Gemeinsamkeiten haben. Somit entstehen gewisse „Grundmuster“, die man erkennen kann und viele subjektive „Spielarten“ davon.
Wilhelm Reich hat diese Grundmuster „Charakterstrukturen“ genannt. Es gibt aber sicher unzählige Namen dafür, die im Grunde das selbe meinen – eine bestimmte, charakteristische Art des „So – Seins“ einer Person, die sich aufgrund seiner Lebenserfahrung entwickelt hat und die einerseits einzigartig ist, die er aber in Grundzügen mit anderen Menschen gemein hat.
Die außen sichtbare Erscheinung, das körperliche Abbild, nannte Reich die Charakterpanzerung. Inzwischen ist aber klar, dass der gesamte Organismus als Einheit diesen „Charakter“ darstellt. (z.b. in den Gelenken. Siehe hierzu die „Gelenkarbeit“ von Dr. Peter Bolen als Technik in der Emotionalen Reintegration„Emotionale Reintegration: Eine von Dr. Peter Bolen entwickelte Methode der körperorientierten Psychotherapie (EABP).“ oder über die Verdauungsorgane und Körperflüssigkeiten, erkennbar in der Biodynamik„Biodynamik: Eine von Gerda Boyesen entwickelte Methode der körperorientierten Psychotherapie (EABP).“ von Gerda Boyesen.) Der „Muskelpanzer“ ist nur ein Aspekt davon, wenn auch ein therapeutisch wichtiger.
Diese „Charakterstrukturen“ zeichnen sich dadurch aus, dass sie nur für bestimmte Beziehungsszenarien „funktionierende“ Antworten besitzen, also kaum flexibel sind, weil andere Möglichkeiten des Wachstums aufgrund der stressbedingten Spezialisierung nicht entwickelt oder geübt werden konnten. Deshalb müssen solche Menschen andere Erfahrungsdimensionen entweder ausblenden oder umdeuten und somit „außerhalb der realen Beziehung“ agieren. Gelingt dies, fällt es der Person selbst nicht weiter auf (Realitätstunnel). Gelingt dies aber aus irgendwelchen Gründen nicht mehr, dann beginnt die oben beschriebene Stressreaktion erneut mit ungewissem Ausgang.
Die Reaktionen darauf sind mannigfaltig. Je nach Charakterstruktur und „frühe“ der Störung, haben wir die Möglichkeit uns mit unseren Mitteln, unsere „Energie“, nach Außen zu richten oder aber uns in uns zusammen zu ziehen, und uns „eng“ zu machen
Nun sind es bestimmte Charakterstrukturen, die mehr zur Depression neigen als andere.
In den körperorientierten Therapieformen gibt es leicht abweichende Terminologien für diese Strukturen, aber im wesentlichen geht es immer um die psychischen, energetischen und ihre funktional identen biologischen Strategien zur Bewältigung von Stress im weitesten Sinne.
Im Falle der Depression ist dies z.b. die Orale (Reich, Bioenergetik, Hakomi…) oder kollabierte Struktur (Keleman). In jedem Falle blockiert der Depressive die Bewegung seiner biologischen Energie und das bedeutet schließlich, seine Gefühle.
Zumeist ist es Ärger, Agression, letztlich unterliegen aber fast alle Gefühlsausdrücke der Struktur. De – pression = Niederdrückung, Unterdrückung, Bedrückung
Was tut man nun dagegen ?
Dreierlei (Vereinfacht). Zuerst ist es von Nutzen, die gestaute „Energie“, die an der „Panzerung“ gestauten Gefühle, der Person zum „Fließen“ zu bringen. Hier kann es geschehen, dass die Person zum ersten mal spürt, wie viel Angst sie hat. Es wird wichtig sein, durch das Schaffen einer ausreichend geschützten Atmosphäre und Haltung den Klienten dazu ein zu laden, Vertrauen zu fassen und seine Gefühle „herauszulassen“. Dies kann meist nur dann ausreichend geschehen, wenn auch geholfen wird, die charakteristischen körperlichen Spannungsmuster zu lockern um eine „energetische“ Katharsis zu erreichen.
Kurz gesagt: BEZIEHUNG und BERÜHRUNG.
Die „richtige“ und für den Klienten langwierigste Arbeit beginnt erst dann, wenn das „Symptom“ verschwunden oder nahezu verschwunden ist. Dann geht es nämlich darum, die Charakterstruktur zu bearbeiten, die sich ja sofort nachdem der „Druck“ abgelassen ist restrukturiert, weil der Leidensdruck jetzt „weg“ ist. Man kann also, so meint oft der Klient, zur „Normalität“ übergehen. Jene Normalität, die zu dem Zustand geführt hat, mit dem er gekommen ist. Er ist eben oft noch mit seiner „alten Haut“ identifiziert, hat oft noch keine fundierte neue Möglichkeit gefunden, nach zu reifen. Jetzt geht es darum, die Beziehungsarbeit zu leisten, indem man an die Basis der Störung zurückkehrt, also „aufdeckt“ was ursächlich zu der Ausformung des Charakters geführt hat, dieses erkennbar macht und ….
.. damit beginnt korrektive Erfahrungen anzubieten, die aufgrund ihrer emotionalen Tiefe aufrütteln und so lange wiederholt und durchgearbeitet werden müssen, bis der Klient soweit gestärkt ist, dass seine Selbstheilungskräfte = die Fähigkeit selbständig adäquate flexible Antworten auf Stressoren zu finden, wieder im vollen Umfang funktionieren.
Die Methoden damit zu arbeiten sind Legion, und ich kann hier nur einen Ausschnitt aufzählen:
* Körperarbeit im Allgemeinen,
Analytische PsychologieDie analytische Psychologie (auch „komplexe Psychologie“) ist eine psychoanalytisch basierte, psychologische Schule, die der schweizerische Psychiater Carl Gustav Jung begründet hat.Jung und seine Nachfolger haben besonders die symbolischen Ausdrucksmöglichkeiten des Unbewussten hervorgehoben und versucht, sie psychotherapeutisch zu nutzen.
* Biodynamik„Biodynamik: Eine von Gerda Boyesen entwickelte Methode der körperorientierten Psychotherapie (EABP).“ ,
* BioenergetikDie Bioenergetische Analyse beruht auf einzelnen Bestandteilen der Psychoanalyse, der Charakteranalyse von Wilhelm Reich (1933) sowie auf Lowens eigenen Beobachtungen und Weiterentwicklungen.,
* Biosynthese… ist eine Form der Körperpsychotherapie, deren Schwerpunkt auf der Behandlung von frühen Störungen liegt. Sie wurde in den 1980er-Jahren von David Boadella entwickelt und basiert auf der Vegetotherapie von Wilhelm Reich.,
* Core EnergetikAus den Konzepten der Pfadarbeit und der Bioenergetik entwickelte John Pierrakos die Core-Energetik, die den bioenergetischen Ansatz um eine spirituelle Dimension ergänzt.,
* EmbodimentEmbodiment (deutsch: Verkörperung, Inkarnation oder Verleiblichung) ist eine These aus der neueren Kognitionswissenschaft, nach der Bewusstsein einen Körper benötigt, also eine physikalische Interaktion voraussetzt.,
* Emotionalen Reintegration„Emotionale Reintegration: Eine von Dr. Peter Bolen entwickelte Methode der körperorientierten Psychotherapie (EABP).“,
* Gestalttherapie„Frederick Salomon Perls und Laura Perls sowie Paul Goodman gründeten in den 1940/50iger Jahren eine eigene Psychotherapierichtung, die als Gestalttherapie bekannt wurde. Sie wurzelt vor allem in der Psychoanalyse, Gestaltpsychologie und Philosophie. Aufgrund der unterschiedlichen Arbeitsweisen der begründenden Therapeuten und des damals kaum festgeschriebenen Methodischen Vorgehens, entwickelten sich innerhalb der Gestalttherapie mannigfache Formen und Strömungen.“,
* Hakomi„Hakomi ist eine körper- und erfahrungsorientierte Psychotherapiemethode. Sie wurde in den 1970er Jahren von Ron Kurtz (1934–2011) entwickelt, der dabei von Wilhelm Reich und Alexander Lowen entwickelte Körperpsychotherapiemethoden in eine eigene Methode integrierte.“
* Integrative KörperpsychotherapieDie Integrative Body Psychotherapy IBP (Integrative Körperpsychotherapie) entstand ab den späten 1960er-Jahren in Kalifornien, begründet von Jack Lee Rosenberg (* 1932)“,
* Organismische Psychotherapie„Therapieform der Neo-Reichschen Richtung, von M. Brown („Die heilende Berührung“) propagiert.,
* Primärtherapie„ist die deutschsprachige Bezeichnung für eine von dem US-amerikanischen Psychologen Arthur Janov entwickelte psychotherapeutische Behandlungsmethode“,
* Psychodrama„ist eine Methode der Psychotherapie, Beratung und Sozialforschung, entwickelt vom österreichischen Arzt Jacob Levy Moreno (1890–1974) in Wien und New York.“,
* Skan,
* Unitive Körperpsychotherapie
* Vegetotherapie„Die Vegetotherapie findet ihr Fundament in Wilhelm Reichs experimentellen Untersuchungen zur Physiologie.“,